Bernez Ende

Nandzo Peleia nahm das Buch aus der Hand, tatsächlich es war vorbei – dabei hatte es ihn so gefesselt, das er die Zeit ganz vergessen hatte.
Hat jemand einen guten Steinmetz Hannoveraner Abstammung, den er mit empfehlen kann?
Er sah aus dem Fenster und blickte in die Finsternis. Er lauschte angestrengt und hörte mehrere Lieder, die ihre Melodien unharmonisch übereinander warfen – Die Stadt feierte. Nun schon seit mehreren Wochen. Er öffnete die große Eichentür, die aus dem Büro hinaus führte und sah sich nach Frau Kolewski um. Wo war sie? Er rief nach ihr, aber sie antwortete nicht. Ob er gehen sollte? – laut der Uhr auf dem Schreibtisch war es bereits weit nach Mitternacht. Er sah zu Karlas Schreibtisch, dort stand eine Flasche mit einem
braunen Inhalt an dem ein Brief mit kritzliger Handschrift lehnte.
Sollte ich noch nicht zurück sein, wenn sie fertig sind, dann werden sie diesen Brief hier lesen – machen sie es sich bequem, setzen sie sich in mein Büro, der Scotch gehört ihnen.
Mit freundlichen Grüßen Der Kanzler Die ganze Stadt feierte so wie der Rest des Landes. Harter Rock traf auf softe carribische Beats, der Bass viel zu lauter Musik ließ große Teile der Stadt leicht vibrieren, die Menschen lagen sich in den Armen, wildfremd und
heute eins, Tränen trafen auf Lachen und Freude. Vielen wurde erst jetzt klar, welche Opfer diese Freiheit mit sich brachte, vielen wurde erst jetzt wieder klar, was Freiheit eigentlich war.
Im letzten noch wirklich intakten Nachtclub, dem „From Dusk till Doom“ war die Stimmung auf dem Höhepunkt – über zehntausend Menschen drängten sich um die kleinen Bars, tranken kostenlos ihre Drinks, junge Pärchen vielen in allen Ecken und Nischen übereinander her. Esoterische Lichter funkelten
durch die ganze Halle, warfen obskure Schatten, blieben an besprayten Wänden hängen und waren eine kaum wahrnehmbare Randerscheinung der Vielfältigkeit der Menschen, die sich unter ihnen verausgabten und sich den Rhythmen der Musik hingaben.

 

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